Oh, Schnee. Ich komme mir schon vor als würde ich in einem anderen Land leben, überall Schnee, nur hier nicht. In Winterberg läuft schon die Skisaison.
Das Wasser ist aber sicher wärmer als die Außenluft. Aber ich dachte ähnliches, wie Dein Smiley, als ich ihn sah. Immerhin trug er eine Anglerhose. Und komisch geglotzt hat er, als er mich gesehen hat mit meiner Kamera.
Seine Geschwindigkeit beim Arbeiten war auch eher Zeitlupe. Der hat sich sicher den Arsch abgefroren. Aber er ist für die Enten der Held des Tages
Was lange währt, wird endlich gut! Hier nun mein kleiner Reisebericht zum
Werse-Radweg
im Juni 2011.
Meine Ausrüstung liegt mehr oder weniger geordnet im Wohnzimmer auf dem Boden und ein leichter Zweifel, ob alles in meine Ortliebs passt, meldet sich. Ich verstaue und packe, spiele Bekleidungs-Tetris und stelle fest, dass ich die doppelte Menge an Material hätte mitnehmen können. Brauche ich aber nicht, da nur etwa drei Übernachtungen geplant sind.
Das reisefertige Fahrrad ist schnell aus dem Keller geholt und alle Taschen angebracht. Los geht es zum Duisburger Hauptbahnhof. Es ist wenig Verkehr auf den Straßen und während ich so gemütlich dahin radele, fällt mir auf, dass die Zeit nun doch etwas knapp wird. Jetzt aber flott, da ich noch meine Fahrkarte ziehen muss.
30 Euro inklusive Radticket bin ich los. Hmm, das war doch letztes Jahr noch ein wenig günstiger, oder? Der Fahrstuhl bringt mich hoch aufs Gleis und der Regionalexpress erscheint mit einer Minute Verspätung. Es sind mit dem Meinigen fünf Fahrräder im vorgesehenen Abteil. Platz satt. In Hamm steigt eine Reisegruppe hinzu, die wegen einer Streckensperrung einen Umweg fahren muss. Jetzt wird es kuschelig. Macht aber nichts.
Mit einem Schnittchen gestärkt erreichen wir pünktlich den Bahnhof von Rheda Wiedenbrück. Ein schöner, süßer und sehr kleiner Bahnhof, der wie ausgestorben wirkt. Die Eingangstüren sind eher schmal und wohl nicht für Radfahrer gedacht. Das Durchwurschteln klappt aber irgendwie doch und schon stehe ich auf dem Vorplatz. Ein zwei Fotos gemacht, kurz orientiert und los.
Von meiner letzten Tour habe ich gelernt und die Tracks auf meinem Garmin geteilt. Die Anzeige ist hervorragend und ich erreiche den Ortsausgang. Ha! Ich hätte ihn schon fast vergessen, aber da war er wieder: der Wind! Es ist recht bewölkt aber ab und an schaut die Sonne durch.
Auf meinem Weg muss ich ein paar kleinere aber fiese Steigungen hochkraxeln, die aber nichts im Vergleich zu dem Berg vor dem Ort Stromberg sind. Heiliger Vatter! Auf der Hälfte steige ich ab und schiebe, während ich nach einem Sauerstoffzelt Ausschau halte. Oben angekommen, mache ich schnell noch ein Foto und genieße das leichte Gefälle bei der Weiterfahrt. Mein Puls hat sich nun auch wieder beruhigt.
Ich passiere hübsche kleine Ortschaften und sehe einige Fronleichnamsprozessionen. Scheinbar sehr religiös, das Landvolk. In Beckum angekommen mache ich eine Schnittchenpause und freue mich, dass mich nun die Werse begleitet. Ab hier gab es auch keine nennenswerten Steigungen mehr.
Es gibt tolle Abschnitte zu fahren und die Wolken verhindern, dass mir die Sonne auf den Pelz brennt. Der Abzweig nach Hamm ist erreicht und ich entschließe mich, einen Abstecher dorthin zu machen. Leider sind die GPS Daten des Kreises Warendorf wohl veraltet, denn ab hier stimmt nix mehr. Die Beschilderung nach der Kanalüberquerung verwirrt mich und ich biege ab. Das Schild des Werse-Radweges weist mir den Weg. Nach 200m allerdings genau in die Richtung, aus der ich komme.
Ich fahre einfach mal ein Stück weiter und verfranse mich ein wenig in einem Hammer Vorort. Okay, und wieder zurück. Nach einiger Zeit bin ich wieder am Abzweig und fahre weiter nach Ahlen. Kurz einen Ortskundigen nach dem Hotel meiner Wahl gefragt und nicht viel später, stehe ich dort vor der Tür und klingele. Dummerweise macht keiner auf. Also rufe ich die angebene Nummer an. Nach ein paarmal Klingeln sollte der Anruf wohl weitergeleitet werden, klappt aber nicht. Kurz bevor ich „verdammte Scheiße, was ein Kackladen“ denke, erscheint der sehr freundliche und zuvorkommende Chef und spricht mich an.
Ich habe mal wieder Glück gehabt und bekomme ein Zimmer. Am Tag danach, wäre nichts mehr frei gewesen. Das Hotel hat erst im April eröffnet und alles ist noch flammneu. Wow, sehr schick und exquisit mit Garage für mein Rad. Der Preis ist auch exquisit, denn ich lasse 68 Euro für Übernachtung und Frühstück.
Am späten Nachmittag holt mich mein Kumpel Scheinwerferheinz aus Hamm mit seiner motorisierten Kutsche ab und wir verlegen zum essen in den Marathon-Grill. Ein Berg von Fleisch mit einem Liter Metaxasoße machen mich glücklich. Da Heinz für mich den Scout macht, zu Sehenswürdigkeiten fährt und zudem heute Geburtstag hat, ist er natürlich mein Gast! Danke nochmal, dass Du das an Deinem Geburtstag für mich gemacht hast!
Wir besuchen den Hindutempel, die 20 Dörfer-Tour-Route und machen einige Fotos. Nur der Elefant will nicht aufs Bild, da ich für ein Foto keinen Eintritt bezahlen mag. Um 20:00h bin ich zurück im Hotel, schaue die Tagesschau, schreibe ein paar SMS nach Hause und habe so´n bisschen bammel, ob ich am nächsten Tag schwere Beine wegen der (ungewohnten) Steigungen habe werde. Beim TV schauen schlafe ich ein . . . .
Tag2
Um 07:30h geht mein Wecker und der erste Test sagt mir, dass mit meinen Beinen alles okay ist. Schön! Hat das genommene Magnesium vielleicht sogar geholfen. Ich werfe mich in Schale und gehe in den kleinen, sehr eleganten Frühstückssaal. Das Buffet ist echt klasse! Es gibt sogar frisches Obst, geschält und in mundgerechte Stücke geschnitten. Wow.! Ich haue richtig rein und gebratene Würstchen, Rührei, Brötchen, Multisaft, Rübensirup, Honig, Kaffee und das erwähnte Obst finden den Weg in meinen Magen.
Eine kleine Überraschung gab es noch, als ich mir das erste Stück der Blutorange in den Mund geschoben habe: es war eine Pink Grapefruit – keine Orange und mein Gesicht ballte sich lächelnd zu einer Faust! Trotzdem war es lecker. Das Leben kann sooo schön sein!
Die Sachen sind schnell zusammengepackt und ich checke aus. Der Werse Radweg durch Ahlen ist schön, verkehrsarm und gut zu fahren. Außerhalb erwischen mich einige üble Gegenwindpassagen und der Track stimmt hier und da wieder nicht. Da sollte der Kreis Warendorf schleunigst mal nachbessern.
Ab etwa Rinkerode kommt ein wunderschönes Teilstück entlang der Werse und ich habe Begegnungen mit anderen Radreisenden und einfachen Radfahrern. Mein Hassobjekt Nummer Eins neben dem Wind geht auf mich hernieder: Regen. Aber es ist nur ein kurzer Schauer, von denen mich noch mehrere ereilen werden. Wenn es geht, stelle ich mich kurz unter und esse einen Riegel.
Eine richtige Mittagspause lasse ich ausfallen und genieße den Radweg im Bereich Münster Handorf. Ich passiere tolle Grundstücke am Fluss und staune nicht schlecht. This must be a nice place to live! Der Weg durch den Wald ist gut bis passabel befahrbar. Die Sonne lugt wieder mal durch und ich genieße jeden Strahl. Auch Sonne mit Schauer gibt es heute, was aber alles ertragbar ist.
Ich erreiche Münster Gelmer und die Ems. Hier bin ich letztes Jahr auch vorbeigekommen. Das war er schon, der Werse Radweg. Er endet recht unspektakulär. Eine Tafel mit „Hier ist Ende“ bzw. „Hier geht es los“ wäre toll gewesen. Naja, egal. Da mein Weg nach Senden im Kreis Coesfeld gehen soll, entscheide ich mich für den Weg Richtung Münster durch die Rieselfelder. Es ist schön zu fahren, nur sucht mich wieder ein Schauer heim.
In Münster Zentrum angekommen, denke ich nur „Oh mein Gott – schnell raus hier!“. Verkehr ohne Ende, die Uni hat scheinbar auch Feierabend und die Straßen und Radwege sind voll. Westlich schleiche ich mich aus der Stadt und dort orientiere ich mich neu. Da Senden nicht allzu weit weg ist, denke ich mir, dass irgendwo schon Schilder kommen. Nö, tun sie aber nicht. So radele ich durchs sehr ländliche Gebiet, wobei mich wieder Gegenwind erwischt. Ich hasse ihn. Sagte ich das bereits?
Ich fahre der Nase und meinem Garmin nach und es funktiniert erstaunlich gut. Bis ich an eine Kreisstraße ohne Radweg komme. Kacke! Hilft aber alles nichts – da muss ich lang. Nach einigen Kilometern erreiche ich eine Landstraße mit separatem Radweg. Okay. Genehmigt. Senden ist erreicht und langsam habe ich keinen Bock mehr. An der aufgestellten großen Ortskartentafel, checke mich meine Route gegen – passt! An der Tanke fülle ich meine Wasservorräte auf und weiter geht es, zu meinem auserwählten Hotel.
Vor dem Hotel steige ich ab und ein Mann kommt heraus. Nach einem freundlichen kurzen Gespräch zückt dieser sein Mobiltelefon und ruft die Chefin an – seine Frau! Alle dort sind supernett und auf Radtouristen eingestellt. Ich bekomme mein Zimmer gezeigt, den Schlüssel mit Garagenschlüssel und auf meine Frage nach einchecken und bezahlen kommt von der freundlichen Chefin nur: „Machen wa morgn!“
Das Zimmer ist einfach, abgwohnt und nicht mehr ganz so hübsch – aber mir reicht es völlig aus! Nach dem Duschen schwinge ich mich wieder aufs Rad und besuche Bekannte im Ort. Nur mit Jeans ohne Radhose mit Polster meldet sich mein Hintern doch deutlich. Nach nettem quatschen, etwas Kuchen und Kaffee lasse ich mir einen Geheimtipp zu einer Schnitzelbude geben.
Voller Vorfreude radele ich los und lasse mich von meinem Garmin routen, um dann festzustellen, dass Betriebsferien sind. Möööp! Nicht ganz dumm, habe ich mir vorher natürlich noch andere Tipps angehört. So lande ich beim besten Italiener im Ort. Vorweg gibt’s Bruscetta und die Pizza mit Pilzen und Gorgonzola enttäuschen mich nicht. Als Bonbon gönne ich mir ein Tartufo Bianco zum Dessert. Bei einem Malzbier mache ich einige Notizen in dieses Reisetagebuch und starte schon bald wieder zum Hotel.
Wie schon erwähnt ist das Zimmer einfach und renovierungsbedürftig aber mir reicht es völlig. Die Dusche, das Klo und das Bett sind sauber. Ein Pieksen unterhalb der Kniescheibe des rechten Kies macht mir ein bisschen Kummer, während ich den Weg für den nächsten Tag auf der Radkarte nochmal abgehe. Den Track habe ich über den Radroutenplaner NRW geroutet. Eine tolle Seite! Während ich noch einige Notizen mache, fallen mir fast die Augen zu. Ich bin gespannt auf die heutige Kilometerleistung. 90Km waren es bestimmt. Glaube ich jedenfalls.
Die Nacht schlafe ich nicht ganz so gut und ich wache ständig auf. Hab ich zuviel Kaffee getrunken?? Egal, das Aufstehen am Morgen ist kein Problem und das einfache Frühstück stärkt mich für den Tag. Heute steht die kürzeste Etappe an. Zu meinem Kumpel Markus nach Dorsten. Das Auschecken geht schnell und unkompliziert. Beim Beladen des Rades spreche ich einen älteren Radreisenden an und es stellt sich heraus, dass wir für ein paar Kilometer (bis Lüdinghausen) den gleichen Weg haben.
So fahren wir quatschend und guter Dinge los. Nach etwa zehn Minuten Fahrt beginnt es leicht zu regnen. „Hoffentlich nur ein Schauer“, denke ich. Von wegen! Bis zu meinem heutigen Etappenziel regnet es in einer Tour durch. Na toll. Die Strecke ist eher von Zick-Zack geprägt und meist sehr öde. Die Steigung in Seppenrade hat es in sich aber ich komme hoch.
Der Weg am Hullerner Stausee ist schön und ich freue mich über jeden trockenen Fleck unter dichten Bäumen. Ich biege von meinem geplanten Track ab und begleite ein Landstraße auf separatem Radweg, um schneller voran zu kommen. Mittlerweile gießt es richtig und ich biege erneut ab. Am Kanal geht es auch flott vorwärts, bis ich ihn verlassen muss.
Jetzt ist ein Stück Straße ohne Radweg angesagt. Ätzend! Autos scheppern mit 70 Klamotten an mir vorbei aber bei dem Wetter nehme ich jede Abkürzung. Die letzten sieben Kilometer des Tages ziehen sich wie Kaugummi, als ich um 14:00h endlich Dorsten erreiche und mein unterwegs angerufener Kumpel mich an der Straße abfängt.
Glücklich heil angekommen zu sein und voller Komplimente von Markus wegen meiner Tour bringen wir mein Rad in den Keller und die Sachen nach oben in die Wohnung. Schick wohnt er und wir quatschen erstmal fleißig bevor ich die Dusche in Anspruch nehme. Danach das Highlight des Tages: Döner bei Yasemin in Dorsten-Hervest! Erstens ist das der einzige Döner, den ich esse und zweitens schmeckt er irre gut.
Danach holen wir in einer türkischen Bäckerei für 10 Euro 1kg süßes Gebäck und freuen uns auf diesen Nachtisch. Nun ist nur noch Couch, Blue-Ray und chillen angesagt. Heute habe ich nur ein einziges Foto gemacht: von der türkischen „Diät“speise!
Tag 3
Nach einer erholsamen Nacht folgt ein tolles Frühstück und das Beladen des Rades macht viel Spaß, da heute der erste Tag ist, an dem ich kurzärmlig fahren kann und kein Regen in Sicht ist. Ich verabschiede mich in großer Dankbarkeit für das Asyl und die hervorragende Bewirtung und mache mich auf den Weg.
Es geht Richtung Hünxe. Mal an der Landstraße mit Radweg entlang, mal ein Stück Kanal und schließlich biege ich nach Dinslaken ab. Eine fiese Steigung gilt es plötzlich zu bezwingen, auf der ich einen Vater mit seiner etwa sieben Jahre alten Tochter überhole. Das Mädchen würde am liebsten das Rad wegschmeißen und schimpft wie ein Rohrspatz über die Steigung, während Papa versucht, sie zu motivieren.
Ich fahre ein Stück den Rotbach Radweg, der mir sehr hübsch erscheint als ich die ersten Schilder „Duisburg“ erspähe. So folge ich nach einigen Kilometern diesen und erreiche den Duisburger Norden. Hier geht es rechts und links der A59 entlang, ein Stück an der Emscher vorbei und durch den Landschaftspark Nord. Endlich fast zu Hause.
Im Innenhafen mache ich einen längeren Halt um dem Drachenbootspektakel ein wenig beizuwohnen. Dort treffe ich noch Freunde und Bekannte. Das Wetter ist toll und die heimischen Gefilde beflügeln mich, noch einen Abstecher zu meinem Fahrradbuddy Olli zu machen, der leider krankheitsbedingt diese Tour absagen musste.
Da er nicht anzutreffen ist, mache ich mich auf dem Heimweg und komme schließlich heil und gesund an. Das Material hat gehalten, keine Zwischenfälle außer Regen und die Neugier auf die gefahrenen Kilometer lassen mich schnell alles verstauen und den PC anwerfen. Kurz das Garmin angeschlossen, abgerufen, gestaunt und gefreut, gespeichert und ab, unter die Dusche um danach natürlich zum amerikanischen Spezialitätenrestaurant zu verlegen. Ich hätte gerne einmal 2500kcal!
Auch wenn ich allein unterwegs war, war es diesmal nicht so schlimm wie letztes Jahr. Ich habe einige sehr schöne Streckenabschnitte kennengelernt, die ich sicher nochmals fahren werde. Die Tour war schön, auch wenn ich den Samstag nur durch Regen gefahren bin.
Was habe ich gelernt: mein Popo ist immernoch das schwächste Glied in der Kette, ein neuer Sattel muss definitv her! In belebteren Gegenden macht alleine fahren auch Spaß. Ortliebs sind toll, mein Garmin auch - trotzdem immer noch zusätzlich eine Papierkarte in der Tasche zu haben ist gut! Regen ist scheiße, Gegenwind auch. Und Steigungen sowieso! Die meisten Leute sind netter, als man vorher meint.
Die Kilometerfakten: Tag 1: 77,8km Tag 2: 108km Tag 3: 60km Tag 4: 74,3km